Wie kann man sich nur so unfassbar daneben benehmen und gleichzeitig so wenig Fingerspitzengefühl haben?
Michael Scott, gespielt von Steve Carell, vereint beides in sich und das zu erleben ist herrlich komisch und fremdschämig zugleich. Lautes Auflachen meinerseits ist bei jeder Episode von The Office (2005 – 2013) mindestens ein Mal garantiert. Sorry, Nachbarn.
Versuch einer Annäherung an diese Serie
Die gesamte Bürogemeinschaft von Dunder Mifflin Inc. schaut mich oben vom Bild dieses Beitrags wohlwollend an, fast so, als gewährte sie mir einen Vertrauensvorschuss.
Obwohl, nicht alle scheinen mir freundlich gesonnen. Angela (Angela Kinsey) blickt mich wie von ihr gewohnt streng an, so als wolle sie damit sagen, “vermassle es nicht!”. Ryan (B.J. Novak, einer der Autoren der Serie), scheint gespannt darauf, was mir zu The Office in den Sinn kommt. Und Jim (John Krasinski) überlegt bestimmt gerade, welchen Streich er mir spielen könnte, sollte mir nichts Passendes einfallen. Vielleicht versenkt er dann ja mein Trackpad in einer Schale Wackelpudding oder lässt mich glauben, er würde sich bald in einen Vampir verwandeln, der mich dann heimsuchen käme…
Mein Interesse für The Office wurde kürzlich erst durch den Journalisten und Podcaster Dom Schott geweckt. In seinem Format OK Cool trifft sprach er bereits mehrfach von dieser Serie.
Zwar hatte ich bereits von dem geistigen Vorgänger Strombergs gehört, dachte, dass ich das nicht noch einmal bräuchte und lag damit komplett falsch.
Michael
Pam, would you please tell Darryl, that this is not a women´s suit.
Pam
Oh my god – that´s a women´s suit!
Ja, auf den ersten Blick könnte man tatsächlich meinen, mit Stromberg das Alles schon einmal gesehen zu haben. Auf den ersten Blick, wohlgemerkt, denn wenn man genauer hinschaut und länger dran bleibt, offenbaren sich doch gravierende Unterschiede.
The Office ist mMn intelligenter, vielschichtiger, warmherziger und humorvoller. Während Bernd Stromberg für mich lediglich der geborene Unsympath ist, wirkt Michael Scott trotz seiner ständigen Entgleisungen irgendwie auch charmant und liebenswürdig. Man möchte ihm halt vieles verzeihen und durchgehen lassen, anders als bei Stromberg, wo man dazu eher verdonnert ist.
“That´s what she said.”
Da es sich hier um eine sog. Mockumentary handelt, gibt es ständig erschrocken-verstörte, fassungslose oder hinterfragende Blicke direkt in die Kamera.
Diese beherrschen die Darsteller, allen voran Pam (Jenna Fischer) und Jim (Krasinski) mit gekonnter Routine. Beide pflegen vor der Kamera übrigens einen so natürlichen Umgang miteinander, dass man sich fragt, “das kann doch nicht (nur) gespielt sein?”.
Neben den Blicken in die Kamera und damit in die Augen des Zuschauers, sieht man die Darsteller/ innen auch in Interviews, in denen sie über das gerade zuvor Geschehene reflektieren und ihre ganz persönliche Sicht zu der jeweilige Situation mitteilen. Auch hierbei ist Schmunzeln stets garantiert.
In einer späteren Episode sehen wir die per Videochat zugeschaltete Pam in einem dieser Interviews. Dafür wurde der aufgeklappten Laptop vor der Kamera platziert. Sie äußert sich kurz und bittet dann darum, diesen wieder zurückzubringen. Eine geniale Idee.
Dwight Schrute ist Michaels Assistent. Er hält sich für unfehlbar, ist verschroben, exzentrisch, hat einen Hang zu außergewöhnlichen Ideen und eine grenzenlose Fantasie. Jim spielt ihm ständig Streiche, bei denen sich zuverlässig Dwights große Schwäche offenbart – seine Blauäugigkeit.
Doch zu denken, die Serie würde sich nur um Michael, Dwight, Pam und Jim drehen, ist zu kurz gedacht. Sie sind die zentralen Charaktere, ja. Doch vielmehr geht es in The Office um das kleine und größere Scheitern sämtlicher Mitarbeiter/ innen. DAS macht den Reiz aus, denn schließlich kennen wir doch alle das Gefühl, sich verrannt, komplett daneben gelegen oder lächerlich gemacht zu haben. In diesen Momenten, zieht man als Zuschauer scharf die Luft ein, um dann unmittelbar danach laut loszulachen.
The Office basiert übrigens auf der britischen Serie The Office, die zwischen 2001 und 2002 entstand. Es gab insgesamt zwölf Episoden sowie ein Weihnachtsspecial mit zwei weiteren Folgen. Martin Freeman gehörte als Tim Canterbury zur Besetzung.
Michael und sein Boss, Jan Levinson.
Der Wechsel zwischen Ab- und dann wiederum Zuneigung bei ihnen, bestimmt die früheren Episoden. Als sie Michael in einer Szene in dessen Büro mitteilt, dass sie sich so etwas wie eine Beziehung mit ihm vorstellen kann, antwortet er theatralisch und der Situation vollkommen unangemessen mit einem Tom Cruise Zitat aus Jerry Maguire: Jan… You complete me.
ACHTUNG AB HIER WIRD GESPOILERT!
27.08.2024
Inzwischen habe ich meinen 201-Episoden-Marathon beendet und nach etwa zwei Wochen mit einem erneuten Komplettdurchgang begonnen. Die einzelnen Büroangestellten sind mir nämlich sehr ans Herz gewachsen und da mir bis Rings of Power noch etwas Zeit bleibt, dachte ich mir, “The Office geht immer”.
Mein zweiter Besuch bei Dunder Mifflin fühlt sich keineswegs fad und abgestanden an. Denn es gibt in der Serie immer noch etwas zu entdecken, was mir beim ersten Anschauen entgangen ist. Unfassbar viel, gerade auch an Situationskomik, funktioniert hier ja oft nur durch stumme Blicke oder Gesten und die kann man leicht übersehen. Ich bekam auch sofort das Gefühl, dass die Macher von Anfang an einen Plan hatten, wo sie mit den einzelnen Charakteren im weiteren Verlauf noch hin möchten.
Vor allem bei Michaels “Schicksal” musste ich doch arg schlucken, als er gegen Ende der siebten Staffel ein Flugzeug besteigt und ab dem Moment von der Bildfläche verschwindet. Dass und vor allem wie geölt die Serie auch ohne ihn noch zwei ganze Staffeln weitermacht, war für mich überraschend und beeindruckend zugleich.
Und als er schließlich in der allerletzten Episode plötzlich doch noch einmal erscheint, sieht man einen komplett veränderten Michael. Von dem einst extrovertierten Krawallmacher, der sich mit traumwandlerischer Sicherheit stets unangebracht verhielt, ist praktisch nichts mehr übrig. Das Eheleben mit seiner Traumfrau (Holly) hat ihn sehr verändert. Darüber war ich ein wenig erschrocken, fand es aber auch nachvollziehbar.
Universal Television
Deedle-Dee Productions
Reveille Productions
Hier ist das gesamte Büroteam und Gedanken von mir zu einigen Charakteren
Michael Scott (Unfassbar, einfach nur unfassbar)
Dwight Schrute (nur echt mit senffarbenem Oberhemd)
Jim Halpert (Entspanntheit ist sein zweiter Vorname)
Pam Beesly (Dunder Mifflin – This is Pam…)
Ryan Howard (auch er beherrscht den konfusen Blick in die Kamera, wie kaum ein Zweiter)
Stanley Hudson (erst mal Kreuzworträtseln und dann abfällig gucken)
Kevin Malone (Do you think, I´m retarded?)
Meredith Palmer
Angela Martin (selbstbewusste Spaßbremse)
Oscar Martinez (netter Typ, bisschen unscheinbar)
Phyllis Vance (ich mag ihren Zwist mit Angela)
Roy Anderson (bitte erst einmal durchatmen vor dem Aufbrausen)
Jan Levinson (oh Melora…)
Toby Flenderson (er wurde nur einmal richtig laut…)
Kelly Kapoor (ein bisschen anstrengend, die Dame)
Andy Bernard (ganz schön durchgeknallt)
Creed Bratton (bei ihm muss ich immer an Apollo denken)
Darryl Philbin (so cool)
Erin Hannon (unfassbar begeisterungsfähig)
Gabe Lewis
Holly Flax (was für eine Lovestory…)
Robert California
Nellie Bertram
Clark Green
Pete Miller
Todd Packer
Carol Stills
Bob Vance
Billy Merchant
David Wallace
Hank Doyle
Karen Filippelli (eine tolle Kollegin)
Mose Schrute (sein Lauf neben dem Auto her und die Szene mit dem Dixi Klo…)
Charles Miner
Jo Bennett